Das war’s!

Wir blicken zurück auf fünf spannende, ereignisreiche und lehrreiche Jahre!

Fünf Jahre lang haben wir gemeinsam mit unseren sieben Pilotstandorten, unserem fachlichen Beirat, mit unserer wissenschaftlichen Begleitung und mit vielen von euch und Ihnen verschiedenste Methoden, Ansätze und Formate der politischen Bildung mir Kindern im Grundschulalter (weiter-)entwickelt, erprobt, evaluiert, diskutiert und aufbereitet. Ja, wir können auf eine sehr intensive Zeit zurückblicken.

Ziel unseres Modellprojektes war es, mehr über die Gelingesbedingungen und Herausforderungen bei der politischen Bildungsarbeit mit Kindern im Alter von 6 bis 12 Jahren zu erfahren und diese bislang immer noch wenig beachtete Zielgruppe, langfristig im Feld zu etablieren.

Der Start war nicht gerade leicht, denn durch die Corona-Pandemie konnten wir in den ersten zwei Jahren vieles nicht wie geplant umsetzen. Viele Austauschformate fanden hauptsächlich digital statt. Auch gab es zahlreiche Personalwechsel sowohl im Projektteam als auch an den Pilotstandorten. Die Rahmenbedingungen waren also nicht einfach, wodurch wir nicht das gesamte Potential des Projektes ausschöpfen konnten.

Trotz dieser Startschwierigkeiten können wir aber auf ein sehr erfolgreiches Projekt zurückblicken, das vieles angestoßen hat. Gemeinsam mit den Kolleg*innen an unseren Pilotstandorten und unterschiedlichen Kooperationspartner*innen konnten wir zahlreiche Formate mit Kindern, aber auch Fachveranstaltungen, Handreichungen und Materialien entwickeln und umsetzen. Dabei wurde deutlich, dass das Interesse bei allen sehr groß ist.

Viele Fachkräfte waren/sind skeptisch und brauchen/brauchten Beispiele und Anlässe, um den Mut zu bekommen, sich auf die politische Bildungsarbeit mit Kindern einzulassen. Wir konnten all denen und auch denen, die bereits in diesem Bereich tätig sind, etwas mit an die Hand geben und zeigen, dass politische Bildung mit Kindern nicht nur funktioniert, sondern ein motivierendes Erlebnis für alle Beteiligten sein kann.

Aufgrund unserer Expertise im Feld, wurden wir im Laufe des Modellprojektes immer wieder nach einem passenden Methodenkoffer oder konkreten Rezepten für die politische Bildungsarbeit mit Kindern gefragt. Ein solches Patentrezept können und wollen wir nicht auf den Tisch zaubern, aber das müssen wir auch gar nicht. Denn die politische Bildung mit Kindern funktioniert nach den gleichen Grundsätzen und Routinen der non-formalen politischen Bildung, wie bei anderen Zielgruppen auch. Prinzipien wie Freiwilligkeit und Partizipation, Teilnehmendenorientierung und Lebensweltbezug, Ergebnisoffenheit und Zutrauen bezüglich der Fähigkeiten der Teilnehmenden, aber auch der reflektierte und bewusste Einsatz von Methoden und eine hohe Flexibilität sind nicht nur Qualitätsmerkmale, sondern entscheidende Gelingensbedingungen bei der Arbeit mit Kindern. Neben diesen „Selbstverständlichkeiten“ braucht es aber vor allem reflektierte Fachkräfte mit einer adultismuskritischen Haltung, die den Kindern etwas zutrauen, sie als Expert*innen ihrer Lebenswelt ansehen und die Politik in den Themen und Aussagen von Kindern erkennen.

Um diese Erkenntnisse an die (Fach-)Öffentlichkeit zu tragen, haben wir gemeinsam mit verschiedenen Kolleg*innen zwei modulare Fortbildungsreihen, drei Fachtage, diverse Fachartikel sowie Impulse auf Fachveranstaltungen verschiedener Kontexte realisiert. Zudem finden sich Beiträge und Materialien auf politischbilden.de wieder, die im Rahmen des Projektes angeregt wurden. Für die Wirkung über unsere Projektlaufzeit hinaus, verweisen wir sehr gerne auch auf unsere Pilotstandorte, die auch weiterhin ansprechbar sind für die politische Bildung mit Kindern und einige Formate auch ins Standardrepertaire aufgenommen haben. Hier sind Konzepte entstanden, die gut adaptiert werden können, wie die Interaktive Lesestunde oder eine mit Kindern gemeinsam entwickelte Detektiv*innen-Rallye, aber auch Publikationen wie das von Kinder für Kinder entwickelte Glossar Wunderwelten – Welt der Wunden, das Handbuch für Klassensprecher*innen in Brandenburg und der Adultismuskritische Kalender.

Ganz besonders möchten wir schließlich unsere zwei Handreichungen sowie das Policy Paper des AdB vorstellen, die die Ergebnisse unseres Projektes nicht zur zusammenfassen, sondern jeweils darauf ausgelegt sind, hilfreiche Impulse für die nachhaltige Stärkung non-formaler politischer Bildung Kinderbildung zu geben.

 

Reflexionsspiel „HALT!(UNG) – erinnern, diskutieren, ändern“

Oftmals sind es adultistische Denkweisen und Strukturen, also das Machtungleichgewicht zwischen Erwachsenen und Kindern zu Ungunsten der Kinder, die eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe behindern oder sogar verhindern. Eine adusltismuskritische Haltung der verantwortlichen Erwachsenen ist daher unabdingbar, wenn es um eine gelingende (politische) Bildungsarbeit mit Kindern geht. Zur Reflexion dieser Haltung wurde von Dana Meyer, freie Referentin für politische Bildung, das adultismuskritische Kartenset „HALT!UNG – erinnern, diskutieren, ändern“ konzipiert und gemeinsam mit dem AdB weiterentwickelt. Hierbei handelt es sich um eine spielerische Methode, die sich in dieser Form explizit an Fachkräfte – und nicht an Kinder – richtet und eine vertiefte Auseinandersetzung mit den eigenen Kindheitserfahrungen ermöglicht. Verschiedene biographische Fragen regen zum Nachdenken über das Kind- und Erwachsenensein oder gesellschaftliche Normvorstellungen an und ermöglichen so einen Einstieg in das kritische Erwachsenensein, das eine Grundvoraussetzung für die politische Bildung mit Kindern ist.

Das Spiel steht digital unter https://go.adb.de/dp-spiel zur Verfügung und ist in geringer Anzahl auch in gedruckter Form über den AdB erhältlich.

 

Handreichung „Keine Tütensuppe. Rezepte für politische Bildung mit Kindern“

Immer wieder wurde an uns der Wunsch nach einem passenden Methodenkoffer oder Rezepten für die politische Bildung mit Kindern ran getragen, möglichst einfach und immer wieder gleich – so wie das Kochen einer Tütensuppe. Aber Methoden sind nun einmal keine Tütensuppen. Es gibt jedoch einige Tipps und Tricks, die die politische Bildung mit Kindern erleichtern. Diese wurden in unserer Abschlusspublikation „Keine Tütensuppe. Rezepte für die politische Bildung mit Kindern“ zusammengefasst. Die Publikation, die sich ebenso explizit an Fachkräfte – und nicht an Kinder – richtet, spielt augenzwinkernd mit dem Wunsch nach Sicherheit und stellt einige „Rezepte“ für die politische Bildung mit Kindern vor, die aber kein Essen auf den Tisch bringen. Es handelt sich eher um Denkanstöße und Serviervorschläge, die Einblicke in die konkrete Arbeit der Pilotstandorte sowie in ausgewählte Methoden und Formate geben und zum Weiterdenken anregen. Die Publikation lädt dazu ein, über den eigenen Tellerrand zu schauen. Sie ist eine Anregung, die Methoden-Küche etwas umzuräumen, Abgelaufenes auszusortieren, das gemeinsame Kochen zu wagen, altbekannte Rezepte anzupassen und neue zu entwickeln.

Die Abschlusspublikation steht sowohl gedruckt als auch digital zur Verfügung.

Policy Paper

Ein großes Hindernis für die politische Bildungsarbeit mit Kindern sind die fehlenden passenden Rahmenbedingungen und Ressourcen. Denn Methoden, eine adultismuskritische Haltung, Partizipation und ein klar ausformuliertes Selbstverständnis sind zwar unabdingbar, aber nicht ausreichend, um die politische Bildung mit Kindern langfristig im Feld zu stärken. Vielmehr stehen Politik und Verwaltung in der Verantwortung, etwas an den strukturellen Gegebenheiten zu ändern. Was das ganz konkret bedeutet, das hat der AdB in seinem Policy Paper „Nicht in Zukunft, sondern jetzt! Politische Bildung mit Kindern – eine Recht, das es endlich umzusetzen gilt“ formuliert. Diese Policy Paper dient als Diskussionsgrundlage und kann Träger und Fachkräfte unterstützen.

Das ist NICHT das Ende!

Um einen möglichst umfassenden Eindruck zu bekommen und verschiedene Perspektiven und Stolpersteine einzubeziehen, war die intensive Vernetzung und Diskussion mit den Pilotstandorten sowie deren Evaluation durch unsere wissenschaftliche Begleitung und den fachlichen Beirat besonders wichtig. Hilfreich war auch der Austausch mit den Gremien und Kolleg*innen des AdB sowie mit der wissenschaftlichen Begleitung des Modellprojektes durch das DJI und mit anderen Fachdiskursen.

All unsere Veranstaltungen und Materialien haben wir gemeinsam mit vielen tollen Kolleg*innen erstellt und möchten uns dafür herzlich bedanken.

Das Projekt geht zu Ende und wir hoffen damit aber nichts abzuschließen, sondern Impulse für eine weitere Stärkung gesetzt zu haben. Der AdB wird weiter am Thema dranbleiben; vor Ort in der politischen Bildungspraxis, wie auch im Fachdiskurs. Wir hoffen auch darauf, das ihr euch/Sie sich weiterhin für die politische Bildung mit Kindern engagieret/engagieren und euch wieder zu sehen.

Denn nur gemeinsam können wir es schaffen, die Zielgruppe Kinder im Grundschulalter im Feld der politischen Bildung langfristig zu stärken und zu etablieren.